Gleichstellungscontrolling ist von zentraler Bedeutung, um den Stand der Chancengerechtigkeit zu messen und die Wirkung von Maßnahmen zu überprüfen. An der Universität Graz wird seit vielen Jahren ein differenziertes Monitoring-System eingesetzt, um die Repräsentation von Frauen und Männern im wissenschaftlichen Personal und unter den Studierenden zu erfassen. Viele der dazu erhobenen Daten fließen in die Wissensbilanz, also an das Reporting der Universität an das zuständige Ministerium ein.
Jährliche Berichte und im Vier-Jahres-Rhythmus veröffentlichte Print-Materialien sind ein Ergebnis dieser organisationalen Selbstbeobachtung - siehe Publikationen und Materialien. Diese Berichtspflichten sind in der Satzung (Intranet: Gleichstellungsplan und Frauenförderungsplan) verankert.
Das Gleichstellungscontrolling geht jedoch über die reine Datenerhebung und Berichterstattung hinaus. Auf Grundlage der erhobenen Daten werden auch Anreize gesetzt bzw. Gratifikationen für Fortschritte vergeben. Die Universität belohnt Wissenschaftszweige, die Fortschritte bei der Angleichung von Karrierechancen von Frauen und Männern erzielen.
Ein wesentliches Instrument hierzu ist Gender Budgeting.
"Gender Budgeting besteht in der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung von budgetpolitischen Prozessen. Es bedeutet eine genderbasierte Beurteilung von Budgets, die Einbeziehung einer Gender Perspektive auf allen Ebenen des Budgetprozesses und die Umgestaltung von Einnahmen und Ausgaben im Hinblick auf eine Förderung der Geschlechtergleichstellung." (Definition des Europarats 2005)
Österreich hat Gender Budgeting seit Mai 2009 in der Bundesverfassung verankert und sich mit der Haushaltsrechtsreform gesetzlich verpflichtet, ab 2013 in allen öffentlichen Budgets Gender Budgeting als einen wesentlichen Aspekt der Wirkungsorientierung umzusetzen. Dies soll von einer bisher ausgabenorientierten Planung hin zu einer ergebnis- und wirkungsorientierten Steuerung führen. Gender Budgeting fördert die (soziale und wirtschaftliche) Gleichstellung und Partizipation von Frauen in Entscheidungsprozessen, liefert wichtige Entscheidungsgrundlagen, schafft Transparenz und trägt zur Wirksamkeit von Budgetpolitik und Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Effizienz bei.
Die zentralen Fragestellungen lauten:
„Welche Auswirkungen haben budgetpolitische Entscheidungen und Maßnahmen auf die Gleichstellung der Geschlechter? Wodurch werden Geschlechterungleichheiten reduziert, vergrößert oder bleiben unverändert?"
Gender Budgeting bedeutet für uns dabei die Analyse auf drei Ebenen:
- die direkte Wirkung über die Mittelverteilung,
- die indirekte Wirkung über Nutzer*innenanalysen sowie
- die dahinterliegenden Prozesse und Entscheidungsstrukturen zu betrachten.
Ausgehend von Entwicklungsplan und Leistungsvereinbarung wurde ein Monitoring auf dem Weg zur geschlechtergerechten Ressourcenverteilung entwickelt und in das bestehende Gleichstellungscontrolling integriert.
Die folgenden Bereiche werden abgedeckt:
Gender Pay Gap
Finanzielles Anreizsystem
Reisekosten, Lehre und Beschäftigungsausmaß
Gratifikation für Gremienarbeit
Kontakt:
Dr.rer.nat. BSc MSc Christoph Glatz
+43 316 380 - 2085
Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung